Fotos: Mai 2001

Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg

Kloster Großcomburg in Schwäbisch Hall

Der Name Comburg geht wahrscheinlich auf ein keltisches Wort zurück, das Fels oder Stein bedeutet. Graf Burkhard von Comburg-Rothenburg, der älteste von vier Brüdern, wohl um 1040/1050 geboren, wandelte 1078 die Burg in ein benediktinisches Kloster um und wurde Mönch in seiner eigenen Stiftung. Nach nur zehnjähriger Bauzeit wurde 1088 die romanische Pfeilerbasilika eingeweiht. Der dritte Abt des Klosters, Hartwig stiftete im 12. Jahrhundert ein wertvolles Antependium (Altarvorsatz) und einen reichgestalteten Radleuchter. Diese Kunstwerke sind vermutlich in den Klosterwerkstätten entstanden. Im 15. Jahrhundert war ein allmählicher Sittenzerfall zu spüren. Sämtliche Reformbemühungen von außen schlugen fehl und schließlich wurde das Kloster im Jahr 1488 in ein adeliges Chorherrenstift umgewandelt. Diese Zeit spiegelt sich heute in den verschiedenen Gebäuden wider, denn die Chorherren hatten das Recht auf eigene Wohnungen und eigene Hauswirtschaft. Im Jahr 1802/1803 wurde bei der Säkularisierung die Comburg dem württembergischen Staat übereignet und diente in den folgenden beinahe einhundert Jahren als Sitz des Königlich-Württembergischen Ehreninvalidencorps, das alten, kriegsverletzten Soldaten eine Heimstatt bot. 1926 wurde in der Comburg unter Theodor Bäuerle die erste Heimvolkshochschule eingerichtet. 1936 musste diese Volksbildungseinrichtung auf Druck der Nationalsozialisten aufgegeben werden. In den folgenden Jahren wurden Bauhandwerker-und Steinmetz-Kurse abgehalten, in späteren Jahren diente die Comburg auch als Hitlerjugend-Heim und zuletzt als Kriegsgefangenenlager. Seit 1947 dient die Comburg wieder als Akademie zur Lehrerfortbildung.

Von besonderem Wert ist der Radleuchter in der Stiftskirche.
In Deutschland gibt es insgesamt nur drei Radleuchter (in Aachen, Comburg, Hildesheim).
Den Comburger Radleuchter kann man unter drei Aspekten betrachten:
1. Funktion: Mit 48 Kerzen war er die einzige Lichtquelle in der sonst dunklen Kirche.
2. Symbolebene: Er stellt die himmlische Stadt Jerusalem mit ihren niemals stürzenden Mauern und Türmen dar, wie sie in der Apokalypse beschrieben wurde. In den zwölf Türmen sind die Wächter (Bischöfe, Heilige, Engel, Krieger,..) dazwischen auf zwölf runden Medaillons sind die Propheten dargestellt.
3. Kunstgegenstand: Sein Wert wurde erst nach 1848 wieder entdeckt, als die den Radleuchter tragende Kette riß und der goldbronzene Farbanstrich abplatzte, mit dem man ihn 1570 zur Instandsetzung versehen hatte. Auf den Zwischenbändern sind 144 Pflanzenmotive zu sehen.

Im Altar befindet sich ein goldenes Antependium mit Edelsteinen von unschätzbarem Wert.
Das Antependium in der Stiftskirche Sankt Nikolaus besteht aus einem hölzernen Rahmen und ist mit Kupferblech, das zuvor behauen und feuervergoldet wurde, geschmückt. Die Leisten, die es in zwölf Kassetten aufteilen, sind mit filigranen Emailarbeiten verziert. In den rechteckigen Feldern sind die Apostel dargestellt, in der Mandorla in der Mitte sieht man Christus. Es handelt sich um eine Weltgerichtsdarstellung, wie die Inschrift bezeugt, die das Antependium umläuft.

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